Sri Lanka erwacht

_MG_4517Heute morgen musste ich mein Frühstück gegen einen Affen verteidigen – er wurde recht aggressiv und fing an, mich zu bedrohen, und wurde nur von zwei herbeieilenden Sri Lankern davon abgehalten, mich anzugreifen. Diese informierten mich, dass der Affe nur mich angreifen würde – bei Männern trauen sie sich das nicht. Chauvinistische Feiglinge. Den Rest des Frühstücks verbrachte ich mit einem Kellner als Affen-Wache.

Sri Lanka erwacht gerade wieder zu einer Zukunft, die rosig aussieht – nach blutigem Bürgerkrieg und Tsunami öffnet sich das Land der goldenen Quelle des Tourismus, und wird von vielen Menschen als Paradies im Indischen Ozean und Alternative zu Thailand und anderen „Über-Tourisierten“ Ländern entdeckt – nicht ganz so anstrengend wie Indien, mit schöneren Stränden als viele Länder Südost-Asiens, hat Sri Lanka vieles, das für es spricht.
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An dieser Stelle soll wieder die übliche Geschichtslektion erbracht werden:

Sri Lanka, welches im Indischen Ozean rechts neben Indien liegt, wurde wahrscheinlich vor 34.000 Jahren von Indien aus besiedelt. Ebenfalls aus Indien kam der Buddhismus im 3. Jahrhundert vor Christi Geburt ins Land – heute sind ca. 70% der Einwohner Buddhisten, 12% Hindus, 10% Muslim und 6% Katholiken. Es erscheint unglaublich – der Bodhi- oder Buddha-Baum, der bei der Einführung der buddhistischen Religion im Jahre 288 vor Christi Geburt gepflanzt wurde und ein Abkömmling des Baumes ist, unter dem Siddhartha Gautama – der Gründer des Buddhismus – seine Erleuchtung fand, steht heute noch! Wir haben ihn in Anuradhapura bestaunt – ein 2300 Jahre alter Baum, der älteste „lebende“ Baum der Welt (und er sieht verdammt gut aus für sein Alter, siehe Bild).
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Für viele Jahre schien Sri Lanka recht friedlich vor sich hinzuleben, von einigen internen Machtverschiebungen abgesehen, bis im 16. Jahrhundert die Portugiesen ankamen und es schafften, in ihren knapp 100 Jahren Besatzung ein bis heute in einigen Gegenden starkes Christentum einzuführen – in Negombo im Südwesten zum Beispiel gibt es viele Kirchen, an jeder Strassenkreuzung Madonnenfiguren, und es werden bis heute noch neue Kirchen gebaut.
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Dann wird es wild: Die Portugiesen wurden von den Holländern vertrieben, diese wiederum verloren die Insel an die Briten, diese gaben die Insel kurzfristig wieder an die Holländer zurück, um die Franzosen auszubooten, dann kamen die Briten wieder (um die Franzosen noch einmal auszubooten), setzten in 1815 den letzten Singhalesischen König ab, und blieben bis 1948 (irgendwie scheine ich auf der Spur der Britischen Eroberungen und des Zerfalls des Britischen Empires zu sein).

Während die Portugiesen die katholische Religion brachten, und die Holländer die Kanäle und das Rechtswesen, führten die Briten insbesondere Cricket und Tee ein, sowie viele Tamilische „Gastarbeiter“ aus Indien – 11% der Bevölkerung besteht aus Tamilen, gegen 75% Singhalesen.
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Nach 1948 wurden die Tamilen von der Regierung, die mehrheitlich aus Singhalesen bestand und besteht, nicht unbedingt gefördert, was zu schweren ethnischen Spannungen führte, die in den 80er Jahren schliesslich in einen blutigen Konflikt mündeten. Während der ersten Phase des Bürgerkrieges, die bis 2002 dauerte, gab es Massaker auf beiden Seiten, denen geschätzte 100.000 Menschen zum Opfer fielen. In 2002 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, den die Regierung in 2008 widerrief. In 2009 wurde der Anführer der Tamilischen Tiger getötet, was den Bürgerkrieg effektiv beendete. Die Spannungen und Probleme hingegen dauern auch heute noch an.

Als wäre das nicht genug, wurde Sri Lanka in 2004 schwer von dem Tsunami getroffen, ca. 20.000 Menschen starben an der Ost- und Südküste, und Spuren (sowie viele Gräber entlang der Küstenstrasse) sind bis heute zu sehen.

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Ich habe mittlerweile 3 Wochen in diesem Land verbracht, und nachdem ich meine ersten Eindrücke geschildert habe, möchte ich diese jetzt auf den neuesten Stand bringen:

– „Sri Lanka“ bedeutet „In einem leuchtend schönen Land“ oder „In einem heiligen Land“ je nachdem, mit wem man spricht
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– Es ist ein Land mit tropischem Klima (für eine Nordpflanze wie mich nicht leicht) und schönen sandigen Stränden, welches beides zum Namen „Perle des Indischen Ozeans“ beigetragen hat (auch die Form der Insel wird etwas damit zu tun haben)
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– Es gibt 8 UNESCO Weltkulturerbe-Stätten in Sri Lanka – die Anzahl von kulturellen Zeugen alter Zeiten ist bemerkenswert

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– Sri Lanka ist in vielen Dingen ein gesegnetes Land – der Reichtum an Früchten, Vegetation und Tierwelt ist ebenfalls beeindruckend
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– Das Essen ist scharf, sehr scharf
– Sri Lanker essen ohne Besteck, und IMMER mit der rechten Hand (die linke Hand wird als Klopapier benutzt – kein Scherz – sollte auch beachtet werden, wenn man die Hand gibt…hüstel)
– Ich wage nur zu flüstern: Das Wort, das mit Korrup… anfängt und mit …tion aufhört, ist immer noch im Gebrauch (oder wie mir jemand sagte: Wir Europäer sind einfach nur subtiler dabei (mit Ausnahme der Italiener, natürlich, A.d.R.))
– Jeder Vollmondtag ist ein Feiertag
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– Transport in diesem Land ist abenteuerlich, man sollte sich viel Zeit lassen, um von A nach B zu kommen, aber es macht Spass, sich dem Abenteuer zu stellen (allerdings leide ich wirklich unter leichtem Schleudertrauma von der Busfahrt). Und: Am Auto ist die Hupe das wichtigste Teil.
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– Als Tourist hat man es hier nicht immer einfach – ich belasse es dabei und ertränke meinen gelegentlichen Frust im Bier (was auch nicht immer einfach ist – nächster Fakt: Die meisten Restaurants und Geschäfte verkaufen keinen Alkohol, und an Vollmondtagen gibt es überhaupt keinen Alkohol)

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– Es gibt wirklich sehr nette und freundliche Menschen in diesem Land – zum Beispiel in dem Café, in dem ich dies schreibe, und wo ich berührende Unterhaltungen mit den Kellnern Paul und Banda geführt habe, über ihr Leben und ihre Erfahrungen in Sri Lanka; Roshan, der mich 10 Tagen durch Sri Lanka geleitet hat; Zak, der mir sehr geholfen hat, meine Reise zusammenzustellen, und jedwede Unterstützung gegeben hat; Deepthi und ihre Mutter, die für uns ein tolles Mahl gekocht haben, um uns die Singhalesiche Küche näherzubringen, und viele andere, die ich während der Reise getroffen habe.

Sri Lanka hat es mir nicht immer einfach gemacht, und ich habe ehrlich gesagt oft geflucht, sowohl innerlich als auch deutlich vokalisiert. Aber wie mir jemand sagte: Sri Lanka grows on you, und es war insbesondere während ich diesen Eintrag schrieb und die Fotos noch einmal betrachtet habe, dass mir auffiel: Sri Lanka really grew on me – es ist schon ein tolles Land.

2 responses to “Sri Lanka erwacht

  1. Good day! I know this is kind of off topic but I was wondering if you knew where I could find a captcha plugin for my comment form? I’m using the same blog platform as yours and I’m having problems finding one? Thanks a lot! kaggfdddakfb

    • Hi, I am using the .com platform, can’t use any plugins with that platform (I was told and haven’t been able to find evidence to the contrary).

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