Phobie. Laut Definition „eine übersteigerte Angstreaktion gegenüber eindeutig definierten, objektiv betrachtet ungefährlichen Situationen oder Objekten. Aufgrund der starken Angst wird die Konfrontation mit diesen Situationen oder Objekten vermieden, oder nur unter massiver Furcht ertragen. Allein die Vorstellung der gefürchteten Situation ausgesetzt zu sein, erzeugt oft Angst. Die gefühlsmäßige Angstreaktion wird in der Regel begleitet von starken körperlichen Begleiterscheinungen der Angst, zum Beispiel Herzrasen, Zittern oder Schwitzen.”
Kann ich alles bestätigen. Ich leide immer schon an einer Spinnenphobie, selbst kleine Biester können mich in Schrecken versetzen. Der Film „Arachnophobia“ steht bei mir ganz oben auf der Liste „Filme, die ich nie sehen will“. Ich habe daher lange gezögert, ob ich wirklich nach Indonesien (und danach Australien) gehen soll, denn die Berichte im Internet sind nicht ermutigend – gerade Indonesien hat riesige Spinnen aufzuweisen, und wohl sehr sehr viele davon. Aber – jetzt scheint ein guter Zeitpunkt, mit diesen Dingen klarzukommen, also hole ich tief Luft und buche das Ticket, mit mulmigen Gefühl.
Natürlich muss ich gleich an meinem ersten Tag ein Spinnennetz von fast 2 Metern Durchmesser sehen. Und darin – würdig des grossen Netzes – die grösste Spinne, die ich je gesehen habe – tiefschwarz, mit massivem Körper, langen schwarzen Beinen – uugh (ich habe kein Selfie mit ihr zusammen zustande gebracht, meine Hände zitterten zu sehr). Und ich will 6 Wochen in diesem Land bleiben? Eines weiss ich – entweder werde ich hier für immer von meiner Phobie befreit, oder ich ergreife irgendwann die Flucht. Denn 6 Wochen „massive Furcht“ ertrage ich nicht. Das Ergebnis werdet ihr hier auf diesem Blog erfahren…
Und hier noch ein Wort an all diese wohlmeinenden „oh, Spinnen tun doch nichts“-Sager: Ja. Ich weiss. Wenn sie was tun würden, dann hiesse meine Angst „Angst“ und nicht „Phobie“. Das Sagen hilft nicht. Deswegen – spart es euch. Danke schön :).
Am ersten Abend sitze ich dann lesend auf meinem Bett, als ich etwas Dunkles über den Boden huschen sehe – ich springe vor Schreck, aber es ist nur eine grosse Kakerlake. Ich stehe auf und überlege noch, wie ich sie wieder aus dem Zimmer bugsiert bekomme, da rennt sie schon unter der Tür durch ins Freie – ich schlafe wie hier üblich in einer Art Kabine, vor meiner Tür die Natur mit allem, was sie so zu bieten hat. Super. Ich wünschte sehr, ich hätte ein Moskitonetz, aber leider gibt es keines. 6 Wochen können sehr lang sein… In der Nacht stelle ich dann fest, dass Kakerlaken nachts recht laut sind, auch eine neue Erfahrung, auf die ich verzichten könnte. Am Morgen schmeisse ich meine neuen buddhistischen Prinzipien über Bord und eines der Biester, die einfach nicht draussen vor der Tür bleiben wollen, kurzerhand ins Klo, ein anderes jage ich noch.
Ich bin also jetzt in Indonesien angekommen. Es ist Ramadan und Indonesien ein mehrheitlich muslimischen Land. Allerdings hat man hier auf Gili Air ein Herz für Touristen, und wir dürfen den ganzen Tag Essen und Trinken, was wir wollen (ist wohl nicht überall so, an anderen Orten müssen die Touristen in der Öffentlichkeit ebenfalls zwischen 4 Uhr und 18 Uhr auf Nahrung verzichten – selbst Wasser darf nicht getrunken werden, was ich in diesen heissen Ländern schon hart finde). Es waren vor zwei Tagen gerade Präsidentschaftswahlen, und momentan gibt es zwei Präsidenten, weil beide Kandidaten sagen, sie hätten die Wahl gewonnen. War in Amerika nicht auch mal so was?
Ich bin auf Gili Air, weil hier ein günstiger Yoga- und Meditationskurs angeboten wurde (den ich morgen beginne), und die Insel nicht schlecht aussieht. Was ich nicht wusste – sie wird auch die Partyinsel genannt – ein wenig Ballermann 6 Anklänge mit Hippie Einschlag können nicht abgesprochen werden… aber ich werde ja in meiner Meditation versunken sein.
Das Deutschland-Brasilien Spiel habe ich ab 4 Uhr morgens völlig ungläubig am Internetradio verfolgt – Wahnsinn, jetzt wäre ich gerne in Deutschland. Aber Freude kommt auch hier auf. Das Finale kann ich wahrscheinlich mangels Internet am Sonntag nur in einer der Strand-Bars sehen, ab 3 Uhr morgens und auf Bahasa Indonesisch, aber für Deutschland werde ich mir das wohl antun, und danach ein wenig Schlaf bei der Meditation nachholen…
Noch ein paar schnelle Bilder: