Curry Without Worry, oder: Davon, sich zu involvieren

DSC01228Ich muss gestehen, dass ich in meinem Leben bisher eher auf der egoistischen Seite gefahren bin, und mich wenig in gemeinnützige Zwecke involviert habe. Man muss nicht auf die andere Seite der Welt fahren, um das zu ändern, aber wenn das hilft, ist es zumindest ein guter Anfang.
Die Überlegung, mich als Freiwillige anzubieten, und meine Erlebnisse bei der Green Island School haben meine Augen etwas weiter geöffnet für die Möglichkeiten, die die gemeinnützige Welt bietet. Freiwilligendienst oder auch die sonstige Unterstützung von Bedürftigen tut beiden Seiten gut: Als Freiwilliger habe ich das Gefühl, ein ganz klein wenig zu helfen durch das Einbringen von Zeit, Geld und/oder Fähigkeiten (man sollte sich dabei aber nicht zu wichtig nehmen, es geht nicht um einen selber); gleichzeitig erhalte ich etwas zurück, sei es, eine andere Lebensweise oder andere Menschen kennen- und schätzen zu lernen, und/oder das nie zu unterschätzende Gefühl, etwas Gutes zu tun. Nicht umsonst hat die Glücksforschung schon lange herausgefunden, dass nicht der Porsche vor der Haustür langfristig für Glücksgefühle sorgt, sondern „anderen etwas Gutes tun“, „Gemeinwohl über Eigeninteresse und Leistungsdruck stellen“, neben Familie, sozialem Umfeld, Gesundheit, Freiheit, und einer gewissen finanziellen Unabhängigkeit zu den gemeingültigen Faktoren des Glücksempfindens gehört (also tut es auch der Kleinwagen, obwohl ich persönlich mich nicht gegen einen Porsche wehren würde).

Ich möchte kein „Gutmensch“ werden, aber auch nicht mehr völlig blind durch die Gegend laufen. Hier sind schon mal mehrere Tipps für Leute, die nach Nepal kommen und sich gemeinnützig involvieren möchten, alle in der letzten Woche erlebt:

Curry Without Worry, Kathmandu, Nepal

Dem Tipp eines Freundes folgend, suchten ich und Mary – eine Reisende, mit der ich zufällig den Wagen von Kathmandu Flughafen ins Hotel geteilt hatte – diese Organisation auf, die jeden Dienstag auf Kathmandu’s Durbar Square Curry an Bedürftige verteilt, und zu diesem Zweck Freiwillige für das Vorbereiten und Verteilen des Essens sucht.

Curry Without Worry gibt es in San Francisco und Kathmandu; für $180 (Kathmandu) sponsert ein Spender Essen für 350 Notleidende; gibt es keinen Spender, zahlt ein Komitee von Gründungsmitgliedern. Zusätzlich können Freiwillige am Tag selber Spenden geben. Zu den Empfängern zählen Obdachlose, Waisen, behinderte Kinder, Strassenkinder, Ältere, und Arme.DSC01052DSC01053

Das Essen wird im Hof des Paropakar Waisenhauses für Jungen zubereitet und zum nahen Durbar Square getragen, wo die Empfänger bereits hungrig warten. Es gilt hier immer noch das Prinzip: Kinder und Frauen zuerst. DSC01074

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Leider war es etwas verregnet, aber ein wenig Wasser hält niemanden ab, der richtig hungrig ist. Curry Without Worry ist eine tolle Initiative, und die Gründer sind momentan dabei, andere Länder dafür zu identifizieren.

SKY Memorial Foundation

Der Koordinator des Curry Without Worry Kathmandu ist Dorji Tsering Sherpa; in 2010 starb seine Tochter beim Absturz eines Flugzeuges auf dem Weg nach Lukla. Zusammen mit zwei anderen Elternpaaren gründete er die SKY Memorial Foundation (Sarah Kendra Yuki im Gedenken an die drei Kinder), welche nun eine Schule unterstützt, die sich auf dem Absturz-Gelände befindet, und die stets nach Freiwilligen sucht. Ich unterhielt mich länger mit ihm, und denke darüber nach, dort nach Rückkehr aus Junbesi einige Wochen zu verbringen. Die Webseite der Foundation findet man hier.

Walk With Me / Welcome to my Yard

Auf der Suche nach einer Stadtführung fand ich Walk With Me, eine Initiative von Welcome to my Yard, einer gemeinnützigen Organisation, die Strassenkinder in Nepal durch Training, Ausbildung, und Jobs unterstützt. Die Stadtführung wird teils von jungen Leuten im Projekt durchgeführt, und die günstige Gebühr sowie jedwede freiwillige Spende dient der Unterstützung der Organisation und der Projekte. Auch diese Organisation sucht ständig nach Freiwilligen, für Englisch, IT, etc. Die Stadtführung war sehr gut, ich empfehle sie sehr (und zufälligerweise traf ich Sumit wieder, während ich in Pashupatinath, Ort der Feuerbestattung der Hindus, entlang wanderte, und er gab mir dort ebenfalls eine tolle Führung).
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ROKPA (Tibetanisch: Helfen)

Ich bin mittlerweile aus dem Hotel nahe Durbar Square aus- und bei ROKPA eingezogen – auch wieder eine gemeinnützige Organisation, welche Projekte in Nepal, Tibet, Indien und Afrika unterstützt. DSC01209Hier in Boudha im Kathmandu Valley (ungefähr 5km vom Kathmandu Zentrum entfernt) unterhält die Organisation ein Kinderheim, Suppenküche, Handwerksprojekte zur Einkommensgenerierung für benachteiligte nepalesische Frauen, sowie ein Guesthouse, welches ehemaligen Strassen- und Kinderheim-Kindern Arbeit gibt; das Geld für die Zimmer fliesst der Organisation zu. Das Motto von ROKPA: Der beste Weg, sich selber zu helfen, ist anderen zu helfen.
Das Guesthouse ist sehr angenehm und sehr nahe des grössten tibetischen buddhistischen Monuments ausserhalb Tibets, der „Grossen Stupa“ oder Chorten Chempo. BoudhaIch empfehle einen Aufenthalt hier, wo es neben guten Zimmern einen schönen ruhigen Garten gibt, und man nebenher etwas Gutes tut, einfach weil man hier ist. Und man hat die Gelegenheit der Maßanfertigung, ich lasse mir gerade einen Morgenmantel schneidern. Auch hier werden Freiwillige gesucht, allerdings normalerweise für längere Einsätze von 6-12 Monaten. DSC01207

In Nepal gibt es unzählige Organisationen, die Projekte für Freiwillige anbieten. Viele davon nehmen einen hohen Verwaltungsbeitrag und verlangen ausserdem noch viel Geld für Unterkunft und Essen. Vorsicht! Diese Organisationen arbeiten oft für die eigene Tasche, und durch sie hat Freiwilligenarbeit oder „Voluntouring“ einen schlechten Ruf erhalten. Es ist zum Beispiel nicht unüblich, dass Waisen „kreiert“ werden, welche eigentlich eine voll funktionale Familie haben. Daher lohnt es sich, Recherche zu betreiben, Erfahrungsberichte zu lesen, und auf Tipps von anderen Freiwilligen zu hören. Bücher wie „The Volunteer Traveler’s Handbook“ von Shannon O’Donnell oder ihr Blog blog.grassrootsvolunteering.org geben gute Hinweise, oder aber man hält vor Ort seine Augen und Ohren auf, es finden sich genug Gelegenheiten, den Leuten ein wenig zu helfen.

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