Ich schreibe dies in einem urtypischen tibetischen Restaurant, ich bin die einzige Ausländerin, und als ich hereinkam, wurden wirklich Babies und Kleinkinder in die Höhe gehalten, um die weisse Frau zu bestaunen. Wie soll ich mich jemals wieder an ein normales Leben gewöhnen? Gewöhnungsbedürftig ist auch der typische tibetanische Tee – Buttertee aus Yakbutter mit Salz – wird glaube ich nicht mein Lieblingsgetränk werden.

Das Goldene Yak

Dafür machte ich ein paar Bilder von Tibet – ich muss gestehen, so karg hatte ich es mir nicht vorgestellt, auf seltsame Weise sehr schön (mit Ausnahme Lhasas, die Stadt hat nur wenig Schönheit aufzuweisen, mit ausdrücklicher Ausnahme des Potala Palastes und einiger Klöster und Tempel).

Tibet

Lhasa

Potala
Es ist bekannt, dass kein Lonely Planet Tibet nach Tibet eingeführt werden darf, da dort ein Bild des Dalai Lamas abgedruckt ist, und schliesslich könnten die Touris die Tibeter subversiv mit Lonely Planets beeinflussen (ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob die Chinesen schon gehört haben, dass es heutzutage ebooks gibt, aber ich habe nicht versucht, die Antwort bei der Einreise nach Tibet zu finden). Weniger bekannt ist, dass auch kein Lonely Planet Nepal eingeführt werden darf, weil auf einer Seite wohl der Dalai Lama erwähnt wird – upps. Schade um das Buch. Wie die Röntgenmaschinen erkannt haben, dass dieses Buch im Gepäck lauerte, ist ebenfalls beeindruckend.Sowieso ist Subversion eine Herausforderung. Dass Facebook nicht funktioniert, überraschte mich nicht, aber dass ich auch nicht auf meinen Blog zugreifen konnte, schon eher – ich war bisher eigentlich der Meinung, ein recht friedlicher, unpolitischer Mensch zu sein. Der Technik sei gedankt für VPN, schon kann man wieder so subversiv sein wie man will.Höhenkrankheit ist ein echtes Problem in Tibet. Lhasa liegt auf 3650 Meter Höhe, und es dauert etwas, bis man sich daran gewöhnt hat. Um die Umstellung zu unterstützen wird geraten, 3-4 Liter Wasser am Tag zu trinken. An sich nicht schlecht, aber wenn man kein Kamel ist, heisst das auch, das Wasser irgendwie wieder los zu werden. Hier hat Tibet eine für mich neue Variante des Plumpsklos zu bieten – zwar ein „Haus“, aber die Kabinen sind ohne Türen und offen nach hinten – damit bietet sich ein netter Blick in die Natur und der Natur bietet sich ebenfalls ein interessanter Blick zurück – und statt eines Lochs im Boden hat man gleich einen ganzen Kanal, der unter den Hockenden hindurch fliesst. Ich hatte Überlegungen, kleine Papierschiffchen zu bauen und hineinfallen zu lassen, um meine Mit- ähm – Klobenutzerinnen zu verblüffen…
Seit Sri Lanka bereitet mir mein Nacken ein wenig Probleme. Ich buchte daher eine Nackenmassage im „Lightroom Blind Massage“ – scheint eine tibetanische Spezialität zu sein, es gibt hier einige „blinde“ Massagepraxiken. Zur Auswahl standen tibetanische Massage – „sehr entspannend“, chinesische Massage – „etwas härter“, und Fussreflexologie. Ich beschloss, dass ich hart bin, und entschied mich für die chinesische Massage – mein Gejaule war wahrscheinlich bis nach China zu hören… Mein Nacken tut immer noch weh, nur anders.
In Tibet ist man am besten als Gruppenreise unterwegs. Wir sind eine Vierergruppe – eine junge Frau aus Kanada, ein Mutter/Sohn Gespann aus Deutschland, und ich. Das Mutter/Sohn Gespann kommt gerade aus China und warnte über die dort sehr beliebte Touristen-Falle „ich bin ein Student und möchte gerne mein Englisch ausprobieren“. Damit wird der Tourist ins Teehaus gelockt, wo am Ende unter Drohungen horrende Beträge abgenommen werden. Ich habe nicht schlecht geguckt, als ich sehr kurze Zeit darauf auf der Strasse angehalten wurde: „Ich bin ein Student und möchte gerne mein Englisch ausprobieren“ – ausgesprochen von zwei jungen Mädchen, die eigentlich ganz anständig aussahen. Ich glaube, sie waren auch wirklich zwei anständige tibetische Mädchen, die nur ihr Englisch ausprobieren wollten, aber ich habe es nicht darauf ankommen lassen. Ich hasse es – ich reise nicht, um von Tempel zu Tempel zu hasten, sondern es kommt mir auf den Kontakt mit den Leuten an, und es wird einem heutzutage nicht leicht gemacht, ein offener, vertrauender Mensch zu sein (aber vielleicht war das früher auch nicht anders).
Hallo Gudrun, nach so einem Buttertee aus Yakbutter freut man sich doch um so mehr auf ein gutes Bier. Viele Grüße aus Stadecken und vielen Dank für deine unterhaltsamen Beiträge. Ich verfolge deine Reise sehr intensiv und freue mich auf jede neue Geschichte…
Hi Manuala, danke Dir! Das mit dem Bier muss leider warten, ich fühle mich auch ohne Alkohol verkatert, was nicht wirklich fair ist 🙂 Dafür werde ich das Mount Everest Bier um so mehr geniessen, ich freue mich jetzt schon. Viele Grüsse!
Hallo Gudrun, sitze gerade vor einer langweiligen Präsentation und wander gerade in Gedanken mit Dir durch Tibet, der Gaumen zieht sich zusammen bei der Vorstellung von Buttertee mit Salz und ich muss schmunzeln über Deinen Toilettengang.
Danke :=)
Liebe Grüße Deine Karin